Glossar

  • Aorist
    Aorist - vom griechischen ἀ-όριστος (gesprochen: a-óristos) - soviel wie "unbestimmte Zeit". Der Aorist bezeichnet eine im Altgriechischen vorzufindende Tempusform, die bei punktuellen und einmaligen, abgeschlossenen Handlungen verwendet wird. Je nach Verwendung kann er unter anderem den Anfangspunkt bezeichnen (ingressiver Aorist), aber auch den Anfangs- und Endpunkt als Ganzes ausdrücken (komplexiver Aorist). Der komplexive Aorist wird auch für wiederholte Handlungen verwendet, wenn die Wiederholung begrenzt und summiert ist. Wenn eine allzeit gültige Handlung beschrieben wird - etwa in Sentenzen - wird der gnomische Aorist verwendet. Auch in Briefen wird häufig Aorist verwendet (Briefaorist oder Aorist des Briefstils). Er wird dann statt des Präsens gewählt, insofern der Autor sich imaginär in die Zeit versetzt, in der der Empfänger den Brief liest. So gesehen bezeichnet der Aorist in sich weniger eine Zeitforum, sondern eher eine Aktionsart.
  • Apokryph
    Das Wort "apokryph" ist griechisch und bedeutet "verborgen". Als "akpokryph" werden in der katholischen Tradition Schriften bezeichnet, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden; die evangelische Tradition bezeichnet diese Schriften als "Pseudepigraphien" ("Apokryph" werden in der evangelischen Theologie alttestamentarische Schriften bezeichnet, die nur in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, vorkommen). Für die Nichtaufnahme in den biblischen Kanon können verschiedenen Gründe vorliegen: Die Schriften wurden nicht allgemein anerkannt oder waren nur lokal verbreitet; sie können auch als häretisch - also als Irrlehre - eingestuft worden sein. Letzteres betrifft nicht wenige Schriften, die eine gnostische Theologie aufweisen. Manche Schriften sind auch erst nach Abschluss der Kanonbildung entstanden. Die apokryphen Schriften sind wichtige Zeugen der theologischen Auseinandersetzungen in frühchristlicher Zeit. Ihr Studium ist auch heute noch gewinnbringend. Allerdings werden sie nicht mehr, wie die kanonischen Texte, in der Liturgie gelesen.
  • Aschera
    „Aschera“ bezeichnet im Alten Orient sowohl eine Göttin als auch ein Kultsymbol. In Ugarit war Aschera Partnerin von El, dem höchsten Gott des Pantheons. Somit war sie die Mutter der 70 Götter. Die etymologische Ableitung des Namens ist ungeklärt. Diskutiert werden hauptsächlich zwei Möglichkeiten: 1.) Abgleitet von einem ugaritischen Verb könnte es soviel bedeuten, wie „die Göttin, die über das Meer schreitet“. 2.) Oder der Namen hängt zusammen mit einem im Akkadischen und im Ugaritischen belegten Wort für „heiliger Ort / Heiligtum“.
  • Baal
    „Baal“ war im syrisch-levantinischen Raum typischerweise die Bezeichnung des Wettergottes. Erste Belege finden sich bereits 2300 v. Chr. Es handelt sich um einen sprechenden Namen, der übersetzt „Besitzer, Herr, Ehegatte“ bedeutet.
  • Erzähltextanalyse
    Die Erzähltextanalyse gehört zu den exegetischen Methoden, die insbesondere bei Texte mit erzählerischem Charakter Anwendung finden. Die Erzähltextanalyse untersucht die in einem Text vorkommenden Personen und ihre Stellung zueinander. Außerdem befasst sie sich mit den Handlungen der Personen und den Orten. Auf diese Weise wird die innere Dramaturgie eines Textes erhoben. Hinzu die Frage, wie eine Geschichte erzählt wird. Leitfragen sind: Was wird wie von wem an welchem Ort erzählt? Die Erzähltextanalyse geht davon aus, dass die in Erzählungen dargebotenen Fakten nicht grundlos vorgetragen werden. Sie schaffen eine Szene und nehmen den Hörer/die Hörerin bzw. die Leserin/den Leser in den Text hinein. Insbesondere die sog. Leerstellen eines Textes spielen hier eine wichtige Rolle, weil sie von den Rezipienten unmittelbar gefüllt werden. Die Erzähltextanalyse untersucht deshalb auch die vom Autor verwendeten Mittel der Leserlenkung: Wohin will der Text den Leser/die Leserin bewegen?
  • Gattungskritik
    Die Gattungskritik ist eine exegetische Methode, die sich mit der Analyse der äußeren Form bzw. Gattung von Texten befasst. Die Einordnung eines Textes in eine Gattung ist von hoher Bedeutung für die Auslegung. Gedichte sind anders zu interpretieren als Erzählungen, Gleichnisse anders als Berichte, Briefe anders als mythische Erzählungen usw. Je nach Gattung kommt gegebenenfalls ein spezifisches exegetisches Methodenrepertoire zur Anwendung.
  • Glossolalie
    Als Glossolalie bezeichnet man das Phänomen der Zungenrede (γλῶσσα - gesprochen: glôssa/Zunge - λαλεῖν - gesprochen laleîn/sprechen). Bei der Zungenrede handelt es sich um ein unverständliches Lallen bzw. Sprechen. Es galt in der korinthischen Gemeinde zur Zeit des Paulus als besondere Gnadengabe des Heiligen Geistes. Die unverständliche Stammelei wurde als Ergriffensein durch den Heiligen Geist gewertet, das Stammeln selbst als Gebet. Paulus selbst wendet sich kritisch gegen die Glossolalie (vgl. 1 Korinther 14,2-25): Die Stammelei hat ohne einen Deuter keinen Sinn. Wo aber ein Deuter das Lallen auslegt, ist die Glossolalie an sich unnötig. Paulus empfiehlt deshalb eine Verkündigung mit Verstand.
  • Hapaxlegomenon
    Von griechisch ἅπαξ (gesprochen: hápax - Bedeutung: "einmal") und λεγόμενον (gesprochen: legómenon - Bedeutung: "was gesagt wird"). Als Hapaxlegomenon bezeichnet man ein Wort, das nur einmal innerhalb eines Textes oder eines Textkorpus vorkommt. Innerhalb der neutestamentlichen Wissenschaft bezeichnet man mit diesem Begriff Wörter, die ein einziges Mal innerhalb des Neuen Testamentes vorkommen.
  • Horeb
    Der Berg Horeb ist die im Buch Deuteronomium verwendete Bezeichnung für den Berg Sinai. Es handelt sich um den Ort der Gotteserscheinung nach dem Auszug aus Ägypten. An diesem Berg wurden gemäß der Darstellung der Bibel alle wichtigen Gesetzeskorpora (z. B. die Zehn Gebote) offenbart. Der Berg lässt sich heute nicht mehr lokalisieren. Man kann nur sicher sagen, dass er südlich von Be‘er Sheva und außerhalb des verheißenen Landes liegt.
  • JHWH
    Das sogenannte "Tetragramm" (von griechisch τέτρα/tétra - vier und γράμματος/grámmatos - Buchstabe) JHWH (hebräisch ‏יהוה‎; engl. auch YHWH) ist der in der erzählten Zeit von Exodus 3,1-18 geoffenbarte Eigenname Gottes. Er wird aber schon im Buch Genesis verwendet. Die Herkunft des Wortes, seine Etymologie, ist ungeklärt. Deshalb wird er eigentlich auch nicht übersetzt. Exodus 3,14 erklärt den Namen durch eine Verbform, die in deutschen Übersetzungen meist mit "Ich bin, der ich bin" wiedergegeben wird. Allerdings sind auch die Übersetzungen "Ich war, der ich sein werde", "Ich werde sein, der ich sein werde", "Ich bin, der ich war" usw. möglich. Es ist also nicht klar, ob es sich bei dem Tetragramm JHWH um einen Namen oder um eine Wesensbeschreibung handelt. Die jüdische Tradition vermeidet das Aussprechen des Gottesnamens JHWH aus Ehrfurcht vor Gott. Bei der Verlesung der Thora wird er meist ersetzt durch das hebräische Wort אֲדֹנָי/Adonai - "Herr"; aber auch השם/haschem - "der Name" und andere Ersatzlesarten sind möglich. Die aus dem Mittelalter stammende Vokalpunktation der Masoreten kennt neben der Volkalisation des an sich konsonantischen Tetragramms durch die Vokale des Wortes Adonai in einigen Fällen auch die Vokalisation mit "Elohim" (hebr. אלהים - eine weitere hebr. Bezeichnung in der Bibel für Gott). Aus der Adonai-Vokalisation entstand die häufig anzutreffende Lesart "Jehova", die sich seit dem Mittelalter verbreitete.
  • Kalifat
    Das Kalifat ist eine islamische Regierungsform, in der die weltliche und die geistliche Führung in einer Person vereint sind. Das Wort Kalifat selbst leitet sich vom Arabischen Wort für „Nachfolger bzw. Stellvertreter“ ab. Es bezeichnet die Herrschaft, das Amt oder das Reich eines Kalifen. Der Kalif beansprucht sowohl die Führungsrolle innerhalb der Religion als auch die weltliche Macht. Das Kalifat entspricht Mohammeds Machtposition in Medina.
  • Kerygma
    Als "Kerygma" (griechisch: κήρυγμα - gesprochen: kérygma, übersetzt: Bekanntmachtung, Predigt) bezeichnet man die christliche Verkündigung. Das Kerygma bezeichnet die nachösterliche Perspektive des Glaubens, die um die Tatsächlichkeit der Auferstehung weiß. Der kerygmatisch verkündete Jesus hat sich bereits als der Auferstandene erwiesen.
  • Konkordanz
    Konkordanz - von lateinisch concordare/übereinstimmen. Als Konkordanz wird ein Register bezeichnet, das Bibelstellen nach Stichworten auflistet. Konkordanzen sind wichtige Hilfsmittel für die Bibelarbeit, wenn es darum geht, Belegstellen zu bestimmten Stichworten zu finden oder die Häufigkeit von in der Bibel verwendeten Begriffen zu überprüfen.
  • Kontorsionist
    Ein Artist, der seinen Körper in extreme Positionen verdrehen und verbiegen kann.
  • Lasterkatalog
    Ein Lasterkatalog ist eine listenartige Aufzählung sittlicher Verfehlungen. Die Aufzählung von wünschenswerten Verhaltensweisen wird hingegen als Tugendkatalog bezeichnet. Das Neue Testament kennt verschiedene solcher Aufzählungen. Sie stellen meist ein rhetorisches Stilmittel dar und finden sich in der Regel als Gegenüberstellungen zu Tugendkatalogen. Neutestamentliche Lasterkataloge sind etwa Römer 1,29-32, Galater 5,19-21, 1 Korinther 6,9-10, 1 Timotheus 1,8-10. Lasterkataloge gibt es auch in nichtbiblischen Texten, etwa in der kynisch-stoischen Philosphie oder in der jüdischen Weisheitsliteratur. Sie stellen bereits in der Antike ein wichtiges rhetorisches Format dar.
  • Lectio brevior
    Eine Methode der Textkritik. Lectio brevior bedeutet "kürzere Lesart". Die Methode geht davon aus, dass bei vorliegen mehrere Lesarten einer Textstelle die jeweils kürzere die ursprünglichere ist, da es bei der Überlieferung der Texte eher die Tendenz zur Ausweitung und Erläuterung gibt, als die Tendenz zur Streichung. Gerade bei religiösen Texten ist die Streichung von Textteilen sogar nahezu unwahrscheinlich.
  • Lectio difficilior
    Eine textkritische Methode. Lectio difficilior bedeutet "schwerer verständliche Lesart". Die Methode geht davon aus, dass die jeweils schwerer verständliche Lesart die ursprünglichere ist, da es in der Überlieferung eher eine Tendenz zur Vereinfachung gibt.
  • Lineamenta
    Wörtlich: Umrisse. Als Lineamenta bezeichnet man ein Dokument zur Vorbereitung etwa einer ordentlichen oder außerordentlichen Bischofssynode.
  • Literarkritik
    Als Literarkritik bezeichnet man eine exegetische Methode, die die Einheitlichkeit von Texten untersucht. Nicht alle biblischen Texte sind aus einem Guss. Sie haben eine Vorgeschichte, bevor man sie redaktionell in die heute vorliegende Form - die sogenannte "kanonische Form" - gebracht hat. Die Literarkritik erforscht die Vorgeschichte der kanonischen Form. Letztere bezeichnet man auch als "synchrone Textgestalt", die Vorgeschichte als "textliche Diachronie". Methodisch sucht die Literarkritik nach (logischen) Brüchen im Text, die durch die redaktionelle Zusammenfügung entstanden sind, aber auch nach sachlichen oder sprachlichen Unstimmigkeiten. Auch auffällige Wiederholungen und Doppelungen können auf literarkritisch relevante Sachverhalte hinweisen.
  • Manna
    Manna ist ein Produkt der Manna-Esche (Fraxinus ornus). Aus dem Baum gewinnt man durch Einschnitte in die Rinde einen Saft (genannt Manna cannelata). Der Saft kann auch durch natürliche Rindenwunden austreten. Als Manna bzeichnet man den an der Luft getrockneten Saft. Manna ist meistens weiß bis cremefarben und verdirbt an der Luft relativ schnell, da es Feuchtigkeit zieht. Manna bestehtneben Stachyrose und anderen Zuckern zu 90 % aus Mannitol . Geschmacklich erinnert es an Traubenzucker. Wegen seiner geringen Absorbierbarkeit im menschlichen Darm wirkt der hohe Mannitol-Anteil auch schwach abführend. Das sogenannte Manna-Wunder in Exodus 16,11-36 beschreibt authentisch den Vorgang. Der Tau (wahrscheinlich die aus der Rinde austretende Flüssigkeit), das nach dem Heben des Taus (Eintrocknen) zurückbleibende Manna, die durch die Stachyrose und andere Zucker verursachte Süsse, die auf die Verderblichkeit zurückgehende Warnung, nur eine Tagesration von einem Gomer aufzubewahren - all das entspricht den heute bekannten Eigenschaften des Manna. Selbst der Hinweis, pro Tag und Kopf maximal ein Gomer zu konsumieren, ist mit Blick auf die laxative Wirkung des Mannitol erklärbar. Ein Gomer ist ein Volumenmaß und entspricht etwa 3-4 Litern. Das ist gewissermaßen die zulässige Höchstdosis pro Tag.
  • Marcion
    Marcion/Markion - (* um 85 in Sinope in Pontus, † 160), Begründer des Markionismus. Der Markionismus war eine einflussreiche christliche Bewegung des 2. Jahrhundert. Sie war gnostisch beeinflusst. Ein besonderes Kennzeichen der Lehre Marcions ist nicht nur die Ablehnung des Alten Testaments als Wort Gottes. Er bereinigte auch den Bestand der zu seiner Zeit kursierenden christlichen Texte und reduziert sie auf einen Kanon, der aus zehn Paulusbriefen und einem marcionitischen Evangelium besteht, das wahrscheinlich stark vom Lukasevangelium inspiriert war, jedoch keine Verweise auf das Alte Testament enthielt.
  • Mischna
    Die Mischna ist die Weitergabe der mündlichen Lehre. Die jüdische Tradition geht davon aus, dass JHWH dem Mose am Sinai nicht nur die geschriebene Thora gab, sondern auch die mündliche Lehre, die selbst wieder mündlich weiter gegeben wurde. Diese Lehre beinhaltet neben Religionsgesetzen für alle Bereiche (der sogenannten "Halachah") auch weiteres Material (Geschichten, Gleichnissen und Begebenheiten ethischen Charakters, die sogenannte "Agadah").
  • Paulus
    Paulus von Tarsus (griechisch Παῦλος, hebräischer Name שָׁאוּל Scha’ul (Saul), lateinisch Paulus; * um 5 vermutlich in Tarsus/Kilikien; † um 64, vermutlich in Rom) war nach dem Neuen Testament (NT) ein erfolgreicher Missionar des Urchristentums und einer der ersten Theologen der Christentumsgeschichte. In der katholischen Kirche, den orthodoxen Kirchen, der koptischen und armenischen wie auch der anglikanischen Kirche wird er als Heiliger verehrt; die Evangelischen Kirchen erinnern ebenfalls mit Gedenktagen an ihn. http://de.wikipedia.org/wiki/Paulus_von_Tarsus
  • Sirach
    "Jesus Sirach" bezeichnet sowohl ein jüdisches Weisheitsbuch, das ca. um 180 v. Chr. verfasst wurde, als auch dessen Verfasser. Der Autor des Buches wird in Sirach 50,27 und Sirach 51,30 als "Jesus, der Sohn Eleasars, der Sohn Sirachs" benannt. Das Buch wurde in Hebräisch - wahrscheinlich in Jerusalem - verfasst. Die hebräische Textform geriet jedoch im Laufe der Zeit in Vergessenheit - u.a. wahrscheinlich weil das Buch kein Teil des Hebräischen Kanons geworden ist. Erst im 19. Jahrhundert wurden umfangreiche Fragmente des hebräischen Textes in der Geniza (= Ort zur Aufbewahrung nicht mehr verwendbarer jüdischer liturgischer Texte) der Ben-Esra-Synagoge in Kairo gefunden. Heute sind ca. 68% des hebräischen Textes bekannt. Vollständig wurde das Buch jedoch in der griechischen Übersetzung des Enkels von Jesus Sirach überliefert und es fand Eingang in die Septuaginta. Aufgrund der Septuaginta gehört das Buch zur katholischen Bibel, während es in der protestantischen Tradition zu den Apokyrphen gerechnet wird.Die komplizierte Überlieferungstradition hat dazu geführt, dass das Buch unter verschiedenen Namen bekannt ist. Der hebräische Name lautet "Ben Sira", der griechische Name lautet "Jesus Sirach" und in der lateinischen Tradition ist das Buch bekannt unter dem Namen "Ecclesiasticus" bzw. "liber ecclesiasticus" (Latein bzw. latinisiertes Griechisch für "Kirchenbuch").
  • Sola scientia
    Wortspiel, das auf das sola scriptura Martin Luthers zurück geht. Mit dem sola scriptura-Prinzip definierte Luther, dass für Ihn allein (sola) die Heilige Schrift (scriptura) gelten solle. Das sola sientia lehnt sich daran an, formuliert aber das Wissen (scientia) als alleinige Möglichkeit der Erkenntnis.
  • Synagoge
    Eine Synagoge (von griechisch συναγωγή synagōgē; Versammlung), ist ein Gebäude, das der Versammlung, dem gemeinsamen Gottesdienst und oft auch als Lehrhaus einer jüdischen Gemeinde dient. Sie ist die wichtigste Institution im Judentum und hat den gemeinschaftlichen Gottesdienst des Christentums und des Islams maßgeblich beeinflusst.
  • Synopse
    Der Begriff "Synopse" geht auf das griechische σύνοψις (gesprochen: sýnopsis) zurück. Er bedeutet wörtlich "Zusammenschau" (von σύν/syn - zusammen und ὄψις/opsis - Schau). Als Synopse bezeichnet man die Zusammenschau verschiedener, in der Regel vergleichbarer Schriften. Die Synopse ermöglicht so einen direkten Vergleich der Texte und ihrer Gemeinsamkeiten, Übereinstimmungen, aber auch ihrer Verschiebungen. Der synoptische Vergleich spielt insbesondere in der neutestamentlichen Exegese eine wichtige Rolle. Wegen ihrer auffälligen Übereinstimmungen werden die Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas auch als synoptische Evangelien bezeichnet, ihre Autoren als Synoptiker. Der synoptische Vergleich der Evangelien dient der Analyse gegenseitiger Abhängigkeiten und Unterschiede. Er führt außerdem zur Theoriebildung der Entstehung der Evangelien, wie etwa der sogenannten "Zwei-Quellen-Theorie". Auch Bücher und Hilfsmittel, die die synoptischen Evangelien als tabellarische Zusammenschau darbieten, werden als "Synopse" bezeichnet.
  • Talmud
    Der Talmud gehört zu den wichtigsten Schriften des Judentums. Er besteht aus der Mischna (der mündlich überlieferten Lehre) und ihrer mündlichen Diskussion, der Gemara. Der Talmud überliefert außerdem noch rabbinische Kommentare zur Diskussion. In seiner Struktur ist er dialogisch und dialektisch. Er überliefert sowohl Meinungen als auch Gegenmeinungen, die zur Bildung eines eigenen Standpunktes herausfordern.
  • Textkritik
    Die Textkritik ist eine textwissenschaftliche Methode. Sie dient der Rekonstruktion der ursprünglichen Textgestalt. Texte wurden früher abgeschrieben oder in einem Skriptorium (einer Schreibstube) diktiert und von mehreren Schreibern (Scriptoren) vervielfältig.t Durch diese historischen Kopiermethoden konnte es unter anderem zu Fehlüberlieferungen, sinnverändernden Rechtschreibfehlern, aber auch hörbedingten Fehlinterpretationen kommen. Schwer verständliche Stellen wurden aber auch durch erklärende Ergänzungen erläutert. Anhand heute vorliegender Textzeugen und den dort vorliegenden Lesarten (den sogenannten variae lectiones) rekonstruiert die textkritische Untersuchung die wahrscheinlich ursprüngliche Lesart. Dazu verwendet sie unterschiedliche Methoden wie etwa die "lectio brevior" (die jeweils kürzere Lesart ist die ursprünglichere) oder die "lectio difficilior" (die jeweils schwerer verständlichere Lesart ist die ursprünglichere). Außerdem wird die allgemeine (inhaltliche) Qualität der Textzeugen und der kontextuelle Zusammenhang berücksichtigt.
  • Tun-Ergehen-Zusammenhang
    Insbesondere in der biblischen Weisheitsliteratur wird der Tun-Ergehen-Zusammenhang entfaltet und reflektiert. Es handelt sich um die Annahme, Gott sei der Garant dafür, dass es jenen im Leben gut ergeht, die seinen Willen tun – wohingegen diejenigen, die sündigen, sich mit der Sünde selbst schaden und es ihnen schlecht ergeht. Ein Paradebeispiel für den Tun-Ergehen-Zusammenhang ist die Aussage: „Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, wer einen Stein hochwälzt, auf den rollt er zurück.“ (Sprichwörter 26,27). Der Tun-Ergehen-Zusammenhang ist im Alten Testament umstritten: Das Buch Ijob kritisiert den angenommenen Zusammenhang zwischen dem Tun und dem Ergehen und fragt nach der Gerechtigkeit für unschuldig Leidende.
  • Varia lectio
    Varia lectio bedeutet "Lesevariante". Als "varia lectio" bezeichnet man mit Blick auf einen vorliegenden Text eine variierende Textgestalt. Unterschiedliche Lesarten sind durch die Überlieferungssituation und die historischen Kopiermethoden bedingt. Texte wurden entweder abgeschrieben oder in Schreibstuben diktiert und von mehreren Schreibern vervielfältigt. Dadurch kann es zu Überlieferungsfehlern (Rechtschreib- oder akkustisch bedingte Verständnisfehler usw.) gekommen sein. Die Untersuchung der variae lectiones und deren Beurteilung ist Aufgabe der Methode der Textkritik.
  • Wirkungsgeschichte
    Als Wirkungsgeschichte bezeichnet man die Analyse der Wirkung biblischer Texte - unter anderem in Kunst und Literatur.